Warendorf für „Canticas“
Schon seit Jahren schwärmte unsere Chorleiterin, Edith Platte, ihren „Choris“ von „Cantica Nova“ immer wieder einmal von ihrer Kindheit im beschaulichen Örtchen Freckenhorst bei Warendorf vor. In unseren Ohren klang das, was sie erzählte, ein wenig nach „Bullerbü“, und so beschloss unser Chor, das Idyll persönlich in Augenschein zu nehmen. Fünf Jahre sollte es dauern, bis wir am 25. Oktober 2024 unser Vorhaben endlich in die Tat umsetzen konnten.
Bereits der erste Spaziergang durch die uns unbekannte Innenstadt überzeugte uns davon, dass Edith nicht übertrieben hatte: Warendorf, die berühmte Pferdestadt, ist einfach wunderschön. Liebevoll restaurierte Häuser aus verschiedenen Jahrhunderten, oftmals unter Denkmalschutz, gruppieren sich um den historischen Marktplatz, in den gepflasterten Straßen reihen sich Einzelhandelsgeschäfte aneinander, in denen man Kunsthandwerk, exquisite Lebensmittel und ausgefallene Kleidung erstehen kann. Überall locken kleine Cafés und Restaurants mit ihren kulinarischen Angeboten. Selbst der alte Goethe und die noch junge Doris Day waren hier! Und alle paar Meter fällt einem eine Pferde-Plastik ins Auge: aus unterschiedlichen Materialien, in verschiedenen Größen, Formen und Farben:
Pferde überall!

Der Samstagmorgen begann mit einer gebuchten Besichtigungstour, und die hatte es in sich! Unser charmanter Stadtführer, ein pensionierter Polizist, weiß nicht nur über die Warendorfer Geschichte und die einzelnen Gebäuden Bescheid, nein, er kennt auch viele Sprichwörter und Redensarten, von denen die meisten ihren Ursprung in Westfalen haben. Viele davon haben mit Flachs zu tun, dazu gehören das „Flachsen“, die „Fahrt ins Blaue“, das „Blaumachen“ und andere mehr. Pferde kamen natürlich auch vor, darunter die legendäre „Halla“, deren Name kein anderes deutsches Turnierpferd mehr tragen darf.
So vergingen die 90 Minuten wie im Fluge. Im alt-ehrwürdigen Gotteshaus St. Laurentius, dessen Turm den Betrachter dazu auffordert, seine Zeit zu nutzen („Carpe Diem“), befindet sich außer einem wunderschönen
Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert und dem Marien-Gnadenbild auch eine gigantische Orgel mit mehr als 3500 Pfeifen. An diesem Riesen-Instrument dürfte unsere Chorleiterin Edith bereits als Schulkind üben, auch, wenn damals die Reichweite ihrer Arme und Beine noch nicht ganz ausgeprägt war.
Das hat sich seit langer Zeit vollkommen geändert, und am Samstagabend wurden wir und viele Gemeindemitglieder Zeugen und Zeuginnen ihrer Kunst. Zu diesen sonoren Klängen sang unser Chor Stücke von Reisinger, Rutter und einiges mehr. Zusätzliche Unterstützung erhielten wir von einer Violine, ebenso meisterhaft gespielt von Ediths Schwester. Das sorgte dann sowohl auf der Orgelbühne als auch im Kirchenschiff für Gänsehaut, und wir freuten uns über einen begeisterten, lang andauernden Applaus.
Nach einem gemütlichen Abendessen in einem Wirtshaus klang unser Tag dann im Elternhaus von Edith mit Getränken und Gesang aus. Ein dickes „Dankeschön“ an Familie Nüssing für die großzügige Bewirtung unserer 27köpfigen Schar!
Einen weiteren Höhepunkt erlebten wir am Sonntagmorgen dann eher
zufällig. Im nahe gelegenen Telgte besuchten wir die dortige Wallfahrtskirche. Die besondere Stimmung in der benachbarten
Marienkapelle inspirierte uns, ein vierstimmiges, russisches Andachtslied a capella anzustimmen: „Tjebje pajom“. Einige der andächtig lauschenden Pilger und Pilgerinnen haben wir damit offensichtlich berührt, was bestimmt nicht nur an der ausgezeichneten Akustik des Raumes lag…
In der Wallfahrtskirche selbst sangen wir dann spontan einige flottere Stücke, und siehe da: eine Frau aus dem dortigen Gospelchor stimmte spontan mit ein und lud uns ein, im kommenden Jahr an den berühmten Feierlichkeiten zum Fest von „Mariä Himmelfahrt“ im August teilzunehmen. Nach der Besichtigung des „Religio-Museums“ mit der beeindruckenden internationalen Krippen-Ausstellung, einem kurzen, aber heftigen Kaufrausch in einem Geschäft für Weihnachts-Dekoration und einem üppigen Mittagessen in Telgte gab es dann noch das obligatorische Gruppenfoto, bevor wir uns alle auf den Heimweg machten.
Dieser Chorausflug wird uns noch lange in Erinnerung bleiben…
Cantica Nova (Probe ist jeden Dienstag um 19.30 Uhr, Pfarrheim St. Bonifatius)
